Freitag, 29. – Sonntag, 31. März 2019 

Mystische Eiswelt – Tauchen im Lac Lioson

Die Reaktionen auf meine Wochenendpläne – Eistauchen – reichten von grossen Augen, ungläubiger Bewunderung bis hin zu Aussagen wie «Bist du des Wahnsinns». Aber das Abtauchen im eisbedeckten Lac Lioson, einem Gebirgssee der Waadtländer Voralpen, hat mir einmal mehr bestätigt, warum mich Tauchen seit Jahren fasziniert. Unter Wasser eröffnen sich wunderschöne Parallelwelten, trifft Ruhe auf Schwerelosigkeit und man findet magische Unterwasserlandschaften. Aber beginnen wir am Anfang oder besser gesagt beim Aufstieg.

Vierzehn begeisterte Taucher waren wir, die in Les Mosses das bereitstehende Pistenfahrzeug mit sperrigem Tauchmaterial beluden. Erstaunlich, was so alles auf ein Pistenfahrzeug drauf passt, abgesehen von uns Tauchern natürlich. Für uns hiess es Schneeschuhe anschnallen oder direkt in den Winterschuhen den schneebedeckten Weg zum Lac Lioson hochstapfen. Das eisige Abenteuer sollte doch schliesslich verdient sein. Stolze 400 Höhenmeter später erreichten wir die Berghütte direkt neben dem See. Beim gemütlichen Abendessen zeigte sich ein weiterer Grund, warum Tauchen nie langweilig wird, man lernt immer wieder nette und spannende Menschen kennen. Die erste Nacht hingegen ist eher als frostig zu beschreiben, da die Heizung in den Mehrbettzimmern noch nicht so richtig auf Touren gekommen war. Oder wie sagte es einer der Teilnehmer so passend: «Eisschlafen vor dem Eistauchen».

Am nächsten Morgen ging es dann bei strahlendem Sonnenschein endlich raus auf den eisbedeckten See, der sich gekonnt unter einer dichten Schneedecke versteckte. Umgeben von einer majestätischen Bergkulisse hätte der Anblick nicht idyllischer sein können. Weniger lauschig war dann der Lärm der Kettensäge, mit welcher wir uns den Einstieg in die eisige Unterwasserwelt frei sägen mussten. Fast schon etwas surreal war diese Szene mit uns Tauchern in Trocki-Vollmontur mitten auf einem zugefrorenen See den «Kettensägen-Mann» umzingelnd.

So langsam gesellte sich Nervosität zu meiner Vorfreude. Sicherlich war ich nicht die unerfahrenste Taucherin in der Gruppe, aber ganz bestimmt die Novizin in der Gilde der Trockentauch-Meister. Aber dank den hilfsbereiten Tauchkolleginnen und -kollegen sowie den Profis von Tauchsport Käser fühlte ich mich über wie auch unter Wasser sicher und gut aufgehoben. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Ralph für den fabelhaften Buddy-Service, an Stefanie und Sabrina für die vielen hilfreichen Tipps und natürlich an Viviane für die genialen UW-Fotos!

Doch nun endlich zum Kern der Geschichte, das Eistauchen. Es war einfach eindrücklich! Natürlich war es eine kleine Materialschlacht mit viel Schlepperei. Selbstverständlich ist man nervös und der Gedanke an eine geschlossene Eisdecke über dem Kopf kann beunruhigend wirken. Und zweifellos war es bei 2°C Wassertemperatur eisig kalt. Aber sobald man den ersten Kälteschock überwunden hatte und in die mystische Parallelwelt unterhalb der Eisdecke abgetaucht war, gab es nur noch das weissblau schimmernde Eis und das Lichtspiel. Die Nervosität war dem Staunen gewichen. Ich konnte mich kaum sattsehen an den tanzenden Sonnenstrahlen rund um das Einstiegsloch oder den spiegelnden Luftblasen, die sich an der Eisdecke sammelten und sich fliessend Richtung Ausstieg bewegten. Die wenigen Fische im Lac Lioson versammelten sich stimmungsvoll und wie bestellt im Lichtkegel. Einfach magisch!

Auch wenn ich mir noch mehr Lichtspiel durch die Eisdecke hindurch gewünscht hätte – das Licht wurde durch die Schneedecke etwas gedämpft – so ist doch eines klar: Es war ein geniales Wochenende! Ganz sicher war dies nicht mein letztes Eistauch-Abenteuer. Wie wäre es zum Beispiel mit Tauchen unter klarem Schwarzeis? Ralph, darf ich das an dieser Stelle gleich für nächstes Jahr bestellen? 😉

Text: Petra

Foto: Viviane